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Autonomes Fahren

Autonomes Fahren: Wie ist der Stand in Deutschland?

Im Straßenverkehr gewinnt Künstliche Intelligenz zunehmend an Bedeutung. Die Entwicklung ist so weit, dass mittlerweile sogar schon etliche Rahmenbedingungen für autonomes Fahren vorliegen.
Doch bis rein autonomes Fahren den Straßenverkehr in Deutschland dominieren wird, bedarf es noch vieler weiterer Novitäten.

Visionen der deutschen Bundesregierung

Moderne Fahrzeuge funktionieren zum Teil bereits automatisiert. Ein Beispiel ist ein Tempomat. Dieses Gerät reguliert die Geschwindigkeit regelt und überprüft stetig den Abstand zu vorausfahrenden Kfz.

Bei einigen Autos haben Fahrer und Fahrerinnen mittlerweile die Möglichkeit, die Hände für einige Zeit vom Lenkrad zu nehmen.

Auf dem Markt etablieren sich immer mehr Herstellen, deren Fokus auf Technologien für autonomes Fahren liegt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr und die Bundesregierung streben perspektivisch sogar an, dass unser Land in dem Bereich zukünftig eine Vorreiterrolle einnehmen wird.

Modernes Fahrzeug mit Tempomat
Moderne Fahrzeuge funktionieren zum Teil bereits automatisiert – Bild: © vasek.x1 #287112117 – stock.adobe.com

Einen Schritt voraus

Ein Blick auf die aktuelle Situation verrät jedoch, dass Fahrzeughersteller in vielen Ländern der deutschen Konkurrenz einen Schritt voraus sind. Für lange Zeit waren rechtliche Details in Deutschland nicht geklärt. Hersteller beschränkten sich für lange Zeit auf das Nötigste.
Ein Steckenpferd vieler in Deutschland tätigen Ingenieure ist ihr gründlicher Arbeitsstil. Einzelne Teile würden deshalb erst dann in Serienproduktion gehen, falls umfassende Tests daran stattgefunden haben.

Fahrzeughersteller einen Schritt voraus
Ein Blick auf die aktuelle Situation verrät jedoch, dass Fahrzeughersteller in vielen Ländern der deutschen Konkurrenz einen Schritt voraus sind – Bild: © DedMityay #400860499 – stock.adobe.com

Mehrere Stufen des automatisierten Fahrens

Nach Aussagen der Society of Automotive Engineers gibt es insgesamt fünf Stufen des automatisierten Fahrens, von denen in Deutschland aktuell Level 3 vorstellbar ist.

Level 1 bezieht sich auf assistiertes Fahren, das durch Features wie den Tempomaten oder den automatisierten Abstandsregler ermöglicht wird.

Diese Systeme unterstützen die Autofahrt zwar bei speziellen Aufgaben. Dennoch bleibt die Kontrolle der Autos den Fahrern vorbehalten. Bei Level 1 sind die Fahrer jederzeit dazu verpflichtet, den Verkehr permanent zu kontrollieren und für aufkommende Schäden zu haften.

Level 2 – was bedeutet teilautomatisiertes Fahren?

Level 2 kennzeichnet das sogenannte teilautomatisierte Fahren, bei dem die Kfz bereits in Teilen eigenständig handeln. Unter diesen Umständen müssen die Personen zum Teil überhaupt nicht mehr eingreifen. Beim teilautomatisierten Fahren könnten Autos auf der Autobahn allein auf der Spur bleiben, das Fahrzeug beschleunigen oder bremsen.

Fahrern und Fahrerinnen der Autos ist es erlaubt, ihre Hände für kurze Zeit vom Steuer zu nehmen. Diesen Automatisierungsgrad erzielen mittlerweile diverse moderne Fahrzeuge. Extras wie automatisiertes Einparken sind ebenfalls möglich. Rein rechtlich haften Fahrzeugführer für Unfälle oder Verkehrsverstöße nach wie vor. Deshalb müssen sie stets auf den Verkehr achten und das Fahrzeug kontrollieren.

Level 2 - teilautomatisiertes Fahren
Level 2 kennzeichnet das sogenannte teilautomatisierte Fahren, bei dem die Kfz bereits in Teilen eigenständig handeln – Bild: © the_lightwriter #214084550 – stock.adobe.com

Wissenswertes zum hochautomatisierten Fahren

Hochautomatisiertes Fahren bei Level 3 ermöglicht es Fahrern und Fahrerinnen, sich nicht permanent auf den Verkehr zu konzentrieren und beispielsweise anderen Insassen zuzuwenden. Sobald die Fahrzeuge einen Hinweis geben, ist jedoch eine sofortige Übernehme der Kfz-Steuerung erforderlich.

Hochautomatisierte Fahrzeuge sind in bestimmten Situationen dazu in der Lage, zu überholen, zu bremsen oder zu beschleunigen.

Laut Aussagen von Spezialisten kommen Level 3-Fahrzeuge zuerst auf Autobahnen zum Einsatz, da hiesige Voraussetzungen unter diesen Umständen am günstigsten sind.

Die höchsten Level des autonomen Fahrens

Bereits ab dem vierten Level können sich alle Insassen eines Fahrzeugs als Passagiere betrachten. Auf ausgewählten Routen fährt das Fahrzeug schon komplett eigenständig. Aus rechtlicher Sicht darf das Kfz sogar ohne Insassen fahren. Deshalb ist es Insassen gestattet, unterwegs zu schlafen, Bücher zu lesen oder ihr Handy zu nutzen.

Ist ein Pkw vollautomatisiert unterwegs, sind integrierte Systeme dazu in der Lage, in allen Situationen einen sicheren Zustand zu erreichen. Falls die Autos ein Signal abgeben, können Insassen unter Umständen die Steuerung des Lenkrads übernehmen.
Bei selbständigen Aktionen des Fahrzeugs müssen Passagiere nicht für etwaige Schäden oder Verstöße haften. Wer ein Auto mit Level 5-Ausstattung betritt, gilt automatisch nur noch als Passagier. Die Kfz übernehmen alle Fahraufgaben komplett – darunter auch komplexe Funktionen wie das Fahren durch einen Kreisverkehr.

Level 4 - teilautomatisiertes Fahren
Bereits ab dem vierten Level können sich alle Insassen eines Fahrzeugs als Passagiere betrachten – Bild: © Andrey Popov #540292428 – stock.adobe.com

Zusammenspiel mehrerer Technologien

Damit die Mobilität der Zukunft in Deutschland Einzug halten kann, muss die richtige Grundlage für autonomes Fahren gegeben sein. Es bedarf eines Zusammenspiels aus Machine Learning, neuronaler Netze sowie Künstlicher Intelligenz, damit Kameras und Sensoren optimal funktionieren.

Systeme für autonomes Fahren funktionieren jedoch nur, falls genügend digitale Daten in Echtzeit verarbeitet werden und somit reagieren können.

Autonome Fahrzeuge müssen auch in komplexen Situationen des Straßenverkehrs sicher agieren. Auch bei schwierigen Witterungsbedingungen oder ausfallenden Sensoren müssen autonome Fahrzeuge zuverlässig weiterfahren können – auch falls früher oder später ein Notstopp erforderlich ist. Um diese Erwartungen zu erfüllen, müssen Fahrzeuge sowie die Infrastruktur miteinander vernetzt werden.
Nach aktuellem technischen Stand werden diese Voraussetzungen jedoch generell nur bei gedrosselter Geschwindigkeit erfüllt.

Deutschland: Aktuelle rechtliche Situation im Überblick

Die aktuelle rechtliche Basis ist hierzulande das Gesetz zum autonomen Fahren. Bereits seit 2021 ist für Deutschland eine Vorschrift gültig, die auf autonomes Fahren im Straßenverkehr bis zu Level 4 eingeht. Während Level 3 hierzulande bereits erlaubt ist, ist autonomes Fahren in Level 4 bislang bislang nur in vorgeschriebenen Betriebsbereichen des öffentlichen Straßenverkehrs gestattet.

Das Gesetz regelt unter anderem mögliche Einsatzszenarien sowie Einsatzgebiete. Weil früher oder später von einer Regelung auf gesetzlicher Ebene auszugehen ist, wird das aktuell in Deutschland gültige Gesetz nur als Übergangsregelung betrachtet.

Autonomes Fahren in Deutschland – Zukunftsvisionen

Die Etablierung autonomer Fahrzeuge funktioniert nur im Zusammenspiel mit anderen Technologien. Schließlich bedarf ein optimal funktionierendes autonomes System technischen Features wie Sensoren, Kameras oder Algorithmen. Aus dem Grund gehen zahlreiche Fahrzeughersteller bereits Kooperationen mit KI- und Software-Experten oder Chip-Herstellern ein.

Autonome Autos sind aufgrund ihrer Komplexität deshalb weit mehr als ein fahrbares Mittel zum Zweck. Die Kfz sind fahrbare Computer, die ihr Umfeld mithilfe von Kameras in Echtzeit wahrnehmen und dieses verstehen. Eine Datenverarbeitung ist zwingend erforderlich, um notwendige Fahrmanöver einzuleiten und diese sicher zu realisieren.
Möglicherweise wird sich autonomes Fahren auch hierzulande auf viele andere Alltagssituationen auswirken. Sind Fahrten zwischen dem Arbeits- und Wohnort wesentlich stressfreier, werden Menschen bereitwillig möglicherweise wesentlich längere Strecken zurücklegen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich längere Zeiten unseres Alltags auf das Fahrzeug verlagern. Zudem bleibt abzuwarten, inwiefern autonomes Fahren den Wunsch vieler Menschen bestärkt, kein eigenes Fahrzeug mehr besitzen zu wollen.