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Risiken durch den Dienstleistungssektor: Nur kurzfristige Senkung der Inflation?

Risiken durch den Dienstleistungssektor: Nur kurzfristige Senkung der Inflation?

Seit mehreren Monaten sinkt die Inflationsrate stetig. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das EZB-Ziel in Höhe von zwei Prozent erreicht ist. Viele Fragen über die Zukunft sind ungewiss. Einige Ökonomen sprechen sich für eine schnelle Zinssenkung der Zentralbanken aus. Andere Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass der Erfolg im Kampf gegen die Inflation eher kurzfristig sein wird.

Inflationsrate bald geringer als die Zwei-Prozent-Marke

Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflationsrate zeitnah unter die Zielmarke der Europäischen Zentralbank in Höhe von zwei Prozent fallen wird. Erst vor wenigen Tagen meldete das Statistische Bundesamt einen Verbraucherpreis-Anstieg von 2,2 Prozent im direkten Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der niedrigste Anstieg seit knapp drei Jahren.

Seit etwa zwölf Monaten verringert sich die einst auf bis zu acht Prozent gestiegene Teuerung kontinuierlich.

Laut Gemeinschaftsprognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute dürfte die Inflationsrate im kommenden Jahr etwa 1,8 Prozent betragen.

Inflationsrate bald geringer als die Zwei-Prozent-Marke
Inflationsrate bald geringer als die Zwei-Prozent-Marke – Bild: © gopixa #495646830 – stock.adobe.com

Verschiedene Prognosen

Andere Volkswirte gehen davon aus, dass dieser Zielwert der EZB schon wesentlich eher erreicht wird. Beispielsweise sind einige Spezialisten der Deutschen Bank der Meinung, dass dieser Fall schon im Frühjahr dieses Jahres eintritt. Timo Wollershäuser – Konjunkturchef des IFO-Instituts – geht unter Berufung einer Umfrage seines Instituts eher davon aus, dass die Inflation im Sommer dieses Jahres die Zwei-Prozent-Marke unterschreiten wird.

Andere Ökonomen sind sogar der Meinung, dass die zwei Prozent bereits im Mai 2024 unterschritten werden könnten.

Verschiedene Prognosen
Verschiedene Prognosen – Bild: © Almultazam #759363635 – stock.adobe.com

Folgt auf den Tiefpunkt die Kehrtwende?

Bislang sind sich die Experten noch darüber uneinig, wie es anschließend weitergeht. Verschiedene Wirtschaftsexperten befürchten, dass in den Folgemonaten schon der Tiefpunkt der Inflationsentwicklung erreicht sein könnte. Das würde bedeuten, dass die Preise daraufhin erneut ansteigen. Diese Vermutung begründen sie damit, dass in jüngster Vergangenheit ein starker Basiseffekt erreicht wurde.
Das bedeutet, dass im Vergleichsmonat ein Jahr zuvor ein starker Preisanstieg stattfand. Der Basiseffekt schwächte im Laufe dieses Jahres allerdings deutlich ab.

Lohnintensive Dienstleistungen

Kritisch betrachten die Finanzexperten den Dienstleistungsbereich. Besondere Aufmerksamkeit gilt Dienstleistern, bei denen nach wie vor ein Anstieg der Inflationsrate zu erwarten ist. Volkswirte sind in Sorge. Schließlich seien einige Dienstleistungen sehr lohnintensiv.

Diese Entwicklung führt dazu, dass die Inflationsrate im Dienstleistungssektor – im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen – noch immer ansteigt.

Eine Trendwende könnten allerdings aktuelle Tarifrunden einleiten, die sich die EZB ebenfalls genau ansehen wird. Wie mehrere Vertreter der EZB bereits andeuteten, könnte im Juni schon eine erste Senkung der Leitzinsen stattfinden. Diese Leitzins-Senkung ist umso wahrscheinlicher, solange der Inflationsdruck im Dienstleistungsbereich bis dahin nicht nachlässt.

Vager Optimismus

Dennoch gibt es auch viele Ökonomen, die wesentlich optimistischer in die Zukunft schauen. Deshalb gehen unter anderem an der Gemeinschaftsprognose beteiligte Wissenschaftler davon aus, dass die Inflationsrate für das Jahr 2025 europaweit den Jahresdurchschnitt von zwei Prozent unterschreiten wird.

Aktuelle Prognosen und Daten bewegen Marcel Fratzscher – den Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung – dazu, von der EZB eine restriktive Zinssenkung und somit eine Förderung der wirtschaftlichen Erholung einzufordern. Eine massive Erhöhung der Zinsen durch die Zentralbank war nach den explodierenden Energiepreisen in den vergangenen Jahren ein wichtiger Grund für den Einbruch des Wirtschaftswachstums.