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Digitalisierung im Bildungssystem

Digitalisierung im Bildungssystem: Die größten Herausforderungen

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist allen bewusst, welch große Rolle die Digitalisierung für das Bildungssystem spielt. Doch die Etablierung der Digitalisierung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ist mit hohem Aufwand verbunden.

Großer Nachholbedarf

In puncto Digitalisierung herrscht in Deutschland großer Nachholbedarf.

Einem EU-Bildungsbericht zufolge besuchen nur neun Prozent aller Schüler:innen in Deutschland eine gut mit Hard- und Lernsoftware ausgestattete Schule.

Außerdem hat nur ein Drittel aller Schüler:innen in Deutschland fundierte Basiskenntnisse im IT-Bereich.

Fehlende technische Infrastruktur

Zahlreichen Schulen mangelt es an einer entsprechenden Infrastruktur, die schnelle Internetanschlüsse, WLAN und eine hierfür erforderliche Verkabelung einschließt. Zudem sind die meisten Lehrkräfte im Umgang mit digitaler Technik eher wenig geschult.
Erschwerend kommt hinzu, dass digitales Lernen im deutschen Bildungssystem nicht nur bedeutet, regelmäßig E-Mails mit den wichtigsten Aufgaben zu erhalten. Beispielsweise ist in den USA Fernunterricht mit Videotools üblich. Von diesem Standard ist das Bildungssystem in Deutschland weit entfernt.

Wandel in kleinen Schritten

Doch auch hierzulande scheint sich ein Wandel zu vollziehen, wenn auch nur in kleinen Schritten. Ein gutes Beispiel ist der „DigitalPakt Schule“, den der Bund auf sieben Milliarden Euro aufstockte.

Die Geldsummen sollen Bildungseinrichtungen dafür verwenden, um pädagogische Schulserver sowie das WLAN auszubauen.

Zudem könnten Schulen oder Universitäten das Geld verwenden, um Laptops, Smartboards oder Software zu erwerben. Zusätzlich könnten die Fördermittel dafür eingesetzt werden, um Schüler ohne eigenen Computer mit einem Leihgerät zu versorgen und Kosten für IT-Experten oder die Wartung zu decken.

Ungenügende Medienkonzepte?

Dennoch verläuft die Digitalisierung bislang eher schleppend. Ein möglicher Grund ist, dass das Lehrpersonal mit den Anträgen schlichtweg überfordert ist. Zudem mangelt es den Bildungsinstitutionen wahrscheinlich an Medienkonzepten.
In den Augen vieler Bildungsexperten mangelt es den meisten Pädagogen hierzulande ebenfalls am nötigen Know-How in puncto Digitalisierung. Deshalb befinden sich nach wie vor hohe Geldsummen in dem Bildungspakt.

Digitalisierung bislang eher schleppend
Die Digitalisierung verläuft bislang eher schleppend – Bild: © Woodapple #447327467 – stock.adobe.com

Vorteile von gemeinsamem Lernen

Doch ein Wandel ist zwingend erforderlich. Insbesondere die Corona-Krise verdeutlichte eindrucksvoll, dass gemeinsames Lernen im Klassenzimmer für die Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler:innen eine große Rolle spielt. Durch den Distanzunterricht mangelte es am sozialen Miteinander. Für Lehrer war es eher schwer möglich, sich ein Bild vom jeweiligen Lernstand der Kinder zu machen.

Mittlerweile ist es mehrfach erwiesen, dass die Corona-Pandemie die Benachteiligung von sozial schwachen Schülern noch einmal zusätzlich verschärfte.

Die Schüler:innen waren zwingend auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Doch mangelt es den Kindern beispielsweise zu Hause an der entsprechenden technischen Ausstattung, Räumlichkeiten oder mangelnder sprachlicher Kompetenz der Eltern, verstärkt sich das soziale Ungleichgewicht.

Eine andere Form der Kommunikation

Beim Wandel der Digitalisierung im deutschen Bildungssystem sollten Experten wie Lehrkräfte ebenfalls bedenken, dass Kommunikation über den Bildschirm anderweitig erfolgt als soziales Lernen währen des Präsenzunterrichts. Deshalb ist es wichtig, für die Digitalisierung die Didaktik sowie Unterrichtsformen nach Bedarf anzupassen.

Im Idealfall geht die Digitalisierung mit einem flexiblen Wechsel zwischen On- und Offline-Systemen einher. Eine Möglichkeit bestünde darin, im Internet gestellte Aufgaben analog zu bearbeiten und abzufotografieren sowie zu versenden. Dennoch könnten Kinder und Lehrer durch Video-Tools oder Chats an der Klassengemeinschaft teilzunehmen.

Fortbildung von Lehrkräften

Um derartige Technologien so sinnvoll wie möglich einzusetzen, bedarf es einer konsequenten Fortbildung der Lehrkräfte. Hierfür ist es jedoch erfahrungsgemäß erforderlich, Fortbildungsmaßnahmen sowie die reflektierte Verwendung von digitalen Medien parallel einzuführen. Lehrkräfte müssen nicht nur Eigeninitiative beweisen.

Zielgerichtet sollte das Lehrpersonal geschult werden, um die digitalen Technologien auch fächerbezogen einzusetzen.

Ein Beispiel wäre eine Einführung fester Homeschooling-Tage, an denen sich Lehrer und Schüler mit Medienkonzepten, Lernplattformen und anderen technischen Themen auseinandersetzen.

Digitale Verwaltung von Schulen

Für die Digitalisierung im deutschen Bildungssystem spielt die Verwaltung ebenfalls eine wichtige Rolle.
Für zahlreiche Bildungsinstitutionen bestehen mittlerweile bereits Einrichtungen, die einen Austausch zwischen Lehrkräften, Eltern sowie Schülern ermöglichen. Eine Grundvoraussetzung für eine gut funktionierende digitale Kommunikation ist jedoch, dass externe Systemadministratoren das Lehrpersonal bei der Erledigung der IT-Aufgaben unterstützen.

Neue Unterrichtsmethoden

Sind die Schulmanagement-Systeme einmal eingerichtet, stehen Optionen für völlig neue Unterrichtsmethoden offen.

Lehrer könnten Lehrinhalte digital per Text oder Video vermitteln.

Dazu gehörige Übungen finden nach wie vor in der Schule statt. Onlinebasierte Diagnosetools könnten Lehrer:innen und Schüler:innen dabei unterstützen, Lerndefizite zu erkennen und die Leistung einzelner Schüler gezielt zu verbessern. So könnte zeitgemäße digitale Bildung aussehen.

Zukunftsfähig mit digitaler Bildung

Eine gute digitale Bildung als Grundvoraussetzung für eine optimale Zukunftsfähigkeit: Dieser Anforderung sind sich Vertreter des Bildungssystems in Deutschland mittlerweile bewusst.
Nun sind innovative Ideen gefragt, um eine chancengerechte digitale Lernzukunft zu erschaffen.