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Debatte über Mindestalter für soziale Medien in Deutschland

Debatte über Mindestalter für soziale Medien in Deutschland

Australien macht es vor, denn dort dürfen Teenager seit Anfang 2025 erst ab 16 Jahren auf sozialen Medien aktiv sein. Das könnte auch ein geeignetes Modell für Deutschland sein, wie viele Politiker befürworten. Auch eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist dafür. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen.

Mehrheit der Deutschen für Mindestalter beim Zugang zu sozialen Medien

Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass mehr als 70 Prozent der Menschen in Deutschland für ein Mindestalter beim Zugang zu sozialen Medien sind. Die Umfrage fand vom 13. bis 16. Juni 2025 statt. An der Befragung nahmen 2.018 Menschen teil, von denen 915 mindestens 55 Jahre alt waren.

Von den Befragten sprachen sich 57 Prozent für ein Mindestalter von 16 Jahren aus, wie es in Australien der Fall ist.

Für ein Mindestalter von 18 Jahren sind 16 Prozent der Befragten. Weitere 15 Prozent gaben an, dass keine Altersbeschränkung für den Zugang zu sozialen Medien notwendig ist. Keine Angaben machten elf Prozent der Befragten.

Mehrheit der Deutschen für Mindestalter beim Zugang zu sozialen Medien
Mehrheit der Deutschen für Mindestalter beim Zugang zu sozialen Medien – Bild: © Kaspars Grinvalds #667161187 – stock.adobe.com

Menschen mittleren Alters sind größtenteils für Mindestalter

Unter den Befragten im Alter von 35 bis 44 Jahren war die Zustimmung für ein Mindestalter beim Zugang zu sozialen Netzwerken am größten. In dieser Altersgruppe sprachen sich 80 Prozent der Befragten dafür aus. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen waren es noch 79 Prozent, die für ein Mindestalter sind. Von den Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren befürworteten nur 65 Prozent ein Mindestalter.

Mindestalter für soziale Medien als Teil von politischen Diskussionen

Das Mindestalter für den Zugang zu sozialen Medien ist in Deutschland Gegenstand von politischen Diskussionen. Der Deutsche Lehrerverband ist vehement gegen eine solche Altersbegrenzung.

Verbandspräsident Stefan Düll bezeichnet die Einführung einer gesetzlichen Altersgrenze als nicht sinnvoll und realitätsfern.

Stefan Düll ist dafür, dass Kinder geschützt werden. Er sieht in Facebook, TikTok oder Instagram aber auch einen Teil der Realität, in der sich junge Menschen zurechtfinden müssen. Verbote nützen seiner Meinung nach nichts.

Der Deutsche Lehrerverband ist dafür, dass Kinder zu einem klugen Umgang mit sozialen Medien erzogen werden. Stefan Düll weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch viele Eltern Social Media für die Kommunikation mit ihren Kindern nutzen.

Mindestalter für soziale Medien als Teil von politischen Diskussionen
Mindestalter für soziale Medien als Teil von politischen Diskussionen – Bild: © AntonioDiaz #1557427767 – stock.adobe.com

Bundesbildungsministerin ist für Altersüberprüfung

Im Gegensatz zum Deutschen Lehrerverband kritisiert Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) den Zugang von Kindern und Jugendlichen ohne Altersbeschränkung zu sozialen Netzwerken. Sie spricht sich klar für einen Schutz der Kinder und Jugendlichen aus. Ihrer Meinung nach hat die Gesellschaft insgesamt versagt und die Kinder im Stich gelassen, wenn es nicht gelingt, die Bildschirmnutzung von Kindern und Jugendlichen einzuschränken.

Karin Prien spricht sich dafür aus, dass sich die Gesellschaft darüber bewusst werden sollte, dass intensive Bildschirmnutzung eine Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellt und zu massiven gesundheitlichen und psychischen Störungen führen kann.

Bei der Nutzung von Instagram, TikTok und weiteren Social Media Kanälen ist die Bundesbildungsministerin für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation.

Sie spricht von einem enormen Suchtpotenzial und vergleicht es mit Alkohol und Drogen.

Nicht nur Karin Prien, sondern auch der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), spricht sich für ein Verbot von sozialen Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aus. Für eine Altersgrenze ist auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU) offen.

Mangel an verlässlichen Schutzmaßnahmen im Netz

Es mangelt bislang an verlässlichen Kontrollmechanismen für Kinder und Jugendliche beim Zugang zu sozialen Netzwerken. Verschiedene Dienste wie Instagram oder TikTok legen ein Mindestalter von 13 Jahren in den Nutzungsbedingungen fest. Eine konsequente Überprüfung der Einhaltung gibt es jedoch nicht. Eine Altersverifikation wird nicht vorgenommen.

Auch die aktuelle Umfrage von Yougov ergab, dass die Mehrheit der Befragten keine Kontrollmaßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen bei sozialen Netzwerken kennen. Von den Befragten gaben 60 Prozent an, dass ihnen solche Maßnahmen nicht bekannt sind. Die Mehrheit von 61 Prozent ist der Meinung, dass die vorhandenen Kontrollmechanismen nicht genügen.